Der Recke

Unterwäsche

 

1a. Hemd

Die Form der Hemden war schlicht, ohne Kragen. Hemden waren Schlupfkleider, d.h. sie wurden vorne nicht geknöpft. Der Halsausschnitt war manchmal gerade so groß, dass der Kopf hindurchpasste, manchmal war der Halsausschnitt so groß, dass er von der einen Schulter bis zur andern reichte. Auf den meisten Abbildungen sieht man die Hemden ohne Faltelungen. Es wäre jedoch falsch zu sagen, Hemden wurden nur ohne Faltelungen getragen, denn gerade in der Kleiderordnung Nürnbergs werden Faltenlegungen verboten, um der Verschwendungssucht der Bürger Einhalt zu gebieten. Daraus lässt sich aber wiederum schließen, dass Hemden vorne in Falten gelegt wurden, sonst würde ein Verbot keinen Sinn machen. Man kann daher nur sagen, ein Hemd ohne Fältelung, wie es fast alle Künstler der Jahre 1470-1480 auf ihren Bildern darstellen, entsprach dem Idealbild eines Hemdes, war aber durchaus nicht Gang und Gebe.

 

1b. Unterhose

Unterhosen waren aus Leinen gefertigt und kamen fast nur in zwei Formen vor. Die eine hatte eine eher dreieckige Form und wurde an beiden Seiten mit Schnüren zugeschnürt. Diese Form erinnert etwas an eine Tangahose aus heutigen Tagen. Die zweite Form war eine breitere Form. Die Form erinnert an die Unterhosen, wie sie auch in den späten 70er und frühen 80er des 20. Jahrhunderts getragen wurde.
Auffallend ist, dass manche Künstler Männer mit grünen oder auch schwarzen Unterhosen darstellen. Anscheinend achtete man auch im Spätmittelalter bei der Unterwäsche auf Farben und wollte nicht nur eine naturfarbene Leinenunterhose tragen, wobei man bei solchen Farbgebungen natürlich nicht die Symbolik des Malers außer Acht lassen darf, denn vielleicht wollte er mit dieser Farbgebung auch nur gewisse Dinge auf seinem Bild aussagen und darstellen.

 

2. Kopfbedeckung, Haartracht.

 

2a. Gugel

Die Formenvielfalt der Gugel ist groß, jedoch haben fast alle gemeinsam, dass sie oft mit einem Futterstoff unternäht waren. Bei Kriegsknechten im Mittelalterlichen Hausbuch  sieht man häufig Gugeln ohne Zopf und mit auf der Brust und dem Rücken mehrfach geschlitztem schulterfreiem Kragen. Diese Variante wurde deswegen bei den Kriegsknechten bevorzugt, da der lange Zopf im Gefecht hinderlich sein konnte und es des Weiteren angenehmer war, den Helm über einer Gugel ohne Zopf zu Tragen. Man kann dort aber auch Gugeln erkennen, die einen sehr weiten Kragen hatten, der bis zu den Ellbogen reicht. Diese Form war sehr nützlich bei kaltem oder nassem Wetter.
In Nürnberg wurden aber auch Gugeln mit sehr langem Zopf verwendet, die bei sehr kalter Witterung turbanähnlich um den Kopf geschlungen wurde. Die Gugel mit langem Zopf konnte des Weiteren auch als so genannte Sendelbinde verwendet werden.

 

2b. Hüte und Mützen

Die Formen der Hüte und Mützen sind sehr vielfältig gewesen. Man kann hier auch unmöglich sagen, dass diese oder jene Form die häufigste war. Gemeinsam haben sie jedoch, dass sie bei Trägern in der Oberschicht mit einem Futterstoff wohl meist aus Leinen unterfüttert waren, während die unteren Schichten der Bevölkerung oft ungefütterte Hüte trugen. Das Hut- oder Mützenmaterial selbst war nach meinen Versuchen ein festes Schurwolltuch, das sehr heiß gekocht und öfter gewalkt wurde, so dass ein fester Filz entstand. Mit diesem festen Stoff war es möglich, die Hüte oder Mützen in eine beliebige Form zu drücken. Hutkrempen oder Ohrenlaffen der Mützen konnte man dann nach Wunsch hochklappen oder nach unten biegen. Nicht selten sieht man auf Abbildungen aber auch Mützen aus einfachem weichem Schurwolltuch, d.h., der Mützenstoff wurde nicht immer gefilzt.

2c. Haartracht

Die Haartracht kannte ebenso zahlreich Varianten. So wie es im Wolfenegger Hausbuch dargestellt wird, trug der junge modische Mann in den 1480ern einen Haarschnitt der vorne kurze und hinten nacken- bis schulterlange Haare hatte. Solche jungen Burschen werden dann manchmal auch ohne Kopfbedeckung dargestellt.
Handwerker, Bauern, etc. trugen dann mehr einen kurzen Haarschnitt, da lange Haare für den Beruf eher hinderlich waren. Bei Kriegsknechten sieht man häufig auf Gemälden einen fast kahlgeschorenen Kopf, dies war auch unter den Umständen, die das Leben im Feld mit sich brachte, aus Hygienegründen vorteilhaft.

 

3. Wams

Der klassische Wams im Süddeutschen Raum zwischen 1470 und 1490 hatte oft einen V-förmigen Ausschnitt auf der Brustseite, damit man das darunter tragende Hemd gut sehen konnte. Er wurde auf verschiedene Weise mit Kordeln oder Schnüren verbunden, meist durch eine Zickzackschnürung. Der Wams lief in der Taille zusammen und war daher sehr figurbetont. Ab der Taille beginnt ein etwa 6 cm langer Schoß, an dem dann die Hose angenestelt war. Der Stehkragen mit Kragenausschnitt lief von Schulternaht zu Schulternaht. Der Wams wurde mit Ärmeln versehen, die ebenfalls eng anlagen und sehr oft vom Handgelenk bis zu den Ellbogen, manchmal auch weiter, offen lag, damit man das Hemd sehen konnte. Dieser Schlitz wurde wieder durch Schnüre zusammengehalten.
Wie man auf manchen süddeutschen Gemälden (oder auch burgundischen Gemälden und Wandteppichen) der 1470er und 1480er Jahre erkennen kann, wurden Wämser manchmal bei der Arbeit auch ohne Ärmel getragen. Da dies nur auf sehr wenigen Gemälden zu sehen ist, war dies jedoch wohl eher die Ausnahme oder es entsprach nicht dem Idealbild der damaligen Zeit, so dass der damalige Maler in seinen Kunstwerken von der Realität abwich.
Am Wams sieht man den regionalen Unterschied zwischen den Moderichtungen aus Burgund und Italien am deutlichsten. Während in Burgund vorwiegend vorne geschlossene Wämser, meist mit Puffärmeln, getragen wurden, bevorzugte Süddeutschland ab der Mitte des 15. Jahrhunderts den oben beschrieben italienischen Stil.

 

4. Hose

Der Hosenschnitt weist eine große Formenvielfalt auf. Hosen waren sehr eng am Bein entlang geschnitten (so dass man sie fast als "zweite Haut" bezeichnen kann) und waren am Wams angenestelt. Es gab Hosen mit hohem Bund, diese waren jedoch eher seltener, und Hosen mit niederem Bund. Manche Hosen hatten als Abschluss an den Füßen einfach nur einen Steg, manche hatten aber auch Füßlinge, damit man nicht mit seinen nackten Füßen in den Schuhen stehen musste. Genauso vielfältig wie der Schnitt der Hosen, waren auch die verschiedenen Befestigungsformen des Latzes bzw. der Schamkapsel. Die zwei häufigsten Formen waren dabei der auf die Außenseite der Hose geschnürte Latz und der in der Hose befestigte Latz, wie man es oft bei den Zeichnungen von Talhoffers Fechtbuch sieht.
Es stellt sich hier natürlich die Frage, warum man überhaupt so eng anliegende Hosen bzw. auch Wämse getragen hat, also warum man sich anders als heute so viel Mühe gemacht hat diese genau an die Körperform anzupassen.
Das resultiert aus ihrer Praktikabilität. Denn im Krieg zum Schutz oder auf Festtagen am Hof als Statussymbol, wurde von der männlichen adligen Bevölkerung Rüstung getragen. Eine weite Hose würde hier aber nur hinderlich sein, um das enge Rüstzeug an den Beinen tragen zu können. Daher wurde im Laufe der Zeit die Hose und auch der Wams sehr körperbetont, denn unter der Rüstung getragen warfen sie dann keine Falten mehr.
Da die Mode am Hof gemacht wurde, wurde diese Tragweise auch in der übrigen Bevölkerung publik und somit trug auch der einfache Mann diese Kleidung, obwohl es für ihn eigentlich keinen besonderen Zweck in sich barg.

 

5. Beinlinge

Die Beinlinge waren Überbleibsel aus den früheren Jahrhunderten. Dies waren nichts anderes als hohe, strumpfähnliche Gebilde, aus denen sich dann im 15. Jahrhundert die Hose entwickelte. Im 15. Jahrhundert waren sie aber noch durchaus gebräuchlich. Sie wurden hier von der ärmeren Bevölkerung verwendet, die kein Geld für genügend Stoff hatten um sich eine Hose zu leisten oder sie wurden auch, wie man auf einer Vielzahl von Gemälden sieht, bei schlechter Witterung über die Hose getragen um einen zusätzlichen Schutz vor Kälte und Nässe zu gewährleisten.

 

6. Jacke

Die Jacke war entweder schlicht und gerade geschnitten oder am Rücken und vorne in Falten gelegt, was man im Wolfegger Hausbuch sehr gut erkennen kann. Es gibt dabei weite Jackenformen und sehr enge Jackenformen. Gemeinsam haben alle, dass sie mit einem Innenfutter abgefüttert waren und von der Länge mindestens bis über das Gesäß fallen. Nach der Nürnberger Kleiderordnung war es Pflicht, dass die Jacke bis etwa zur Mitte der Oberschenkel reichen musste.

 

Die Jacke hatte einen Stehkragen mit Kragenausschnitt am Rücken. Die weiten formen der Jacke wurden nur mit einer einzelnen Nestelung unterhalb des Kragens zugeschnürt, der Rest wurde vom Gürtel zusammengehalten. Oft sieht man diese Variante der Jacke auch offen getragen, wobei der Gürtel unter der Jacke getragen wurde. Die enge Variante wurde vorne geknöpft oder genestelt. Viele der Jacken hatten an der Seite schlitze, die von der Unterkante der Jacke fast bis zur Taille reichen konnten, um ein Mehr an Bewegungsfreiheit zu gewährleisten.

Auffällig ist, dass nur relativ wenige Jacken, im Gegensatz zur burgundischen Mode, Puffärmel haben. Auf fast allen Gemälden und Bildern, insbesondere im Mittelalterlichen Hausbuch, werden fast alle Jacken ohne Puffärmel dargestellt. Des Weiteren sind die Ärmel sehr weit und manchmal auch sehr lang, so dass diese dann sogar umgestülpt werden mussten, um die Hände zu sehen und diese gebrauchen zu können.
Die Jacke wurde gerne von den unteren Bevölkerungsschichten, insbesondere den Bauern, durch ein oberschenkel- bis knielanges Schlupfkleid ersetzt, dass etwas an eine Tunika erinnert.

 

7. Mantel

Mäntel waren nichts anderes als längere Jacken. Sie waren für sehr schlechte Wetter bestimmt und konnten von ihrer Länge bis zu den Knöcheln reichen. Sie wurden aus eher dickerem Tuch gefertigt und wenn man das Geld dazu hatte, innen komplett mit Pelz gefüttert. Die nicht so reiche Bevölkerung versuchte dieses Aussehen nachzuahmen.

Sie versäumten die Kanten der Mäntel daher oft mit Fell. Der Mantel wurdee ntweder in geknöpft Form getragen oder, wie bei den Jacken, nur oben durch eine Nestelschnur oder durch eine Spange zusammengehalten. Mäntel hatten oft keinen Kragen, so dass der Kragen des Wamses oder der Jacke zum Vorschein kam. Die Ärmel der Mäntel waren manchmal überlang und auch überbreit, so dass diese nach oben umgeschlagen werden mussten damit man seine Hände gebrauchen konnte. Bei den Mänteln waren Varianten mit Puffärmeln genauso gebräuchlich, wie Mäntel ohne Puffärmel.

 

8. Umhänge

 

Umhänge kamen in zwei Formen vor. In einer kurzen Variante, die bis zum Gesäß reichte, und einer langen Variante, die meist knöchel- oder fußlang war. Während die kurze Variante wohl eher eine modische Erscheinung war, war die lange Form sehr gebräuchlich bei Kriegsknechten, Pilgern oder Boten. Der Umhang schützte diese vor schlechten Wetter und konnte auch als Decke beim Schlafen verwendet werden. Die Umhänge haben gemeinsam, dass sie fast alle auf der rechten Schulter geknöpft oder geschnürt wurden, so dass der rechte Arm frei und gut zu gebrauchen war.

 

9. Nestelschnüre

Eine der häufigsten Verschlussformen neben Knöpfen und Spangen war das Nesteln der Kleidung. Bei den Männern war stets die Hose an den Wams angenestelt. Aber auch Mäntel und Jacken wurden oft mit einer Nestel am Halsausschnitt zusammengehalten.
Die Nestelenden wurden sehr oft mit Nestelspitzen versehen, damit die Schnüre leichter durch die dafür vorgesehenen Löcher an der Kleidung gleiten konnten.
Die Nestelschnüre waren wohl meist richtige Bänder oder geflochtene Schnüre aus Leinen oder Schurwolle, manchmal wohl auch aus Seide. Lederbänder wurden wohl weniger bevorzugt, da sie nicht dem Schönheitsideal der Zeit entsprachen. Man muss aber auch bedenken, dass Lederbänder besser haltbar und strapazierfähiger waren und deswegen wohl in den unteren Schichten der Bevölkerung verwendet wurde, also z.B. auch bei den Kriegsknechten.
Auffallend auf Gemälden ist, dass die Nestelenden nicht nur nach außen, sondern häufig auch nach innen gezeichnet wurden und somit in dieser Weise wohl auch getragen wurden. Somit wurden sie durch die Kleidung verdeckt und waren nicht zu sehen.

 

10. Gürtel

Der Gürtel des Mannes war gegenüber dem der Frauen eher kurz. Obwohl man auf manchen Gemälden durchaus auch breitere Formen sieht, war das Idealbild des Gürtels dünn. Am Gürtel wurde in diesem Idealbild nicht mehr als eine Gürteltasche und ein Dolch oder Dolchmesser getragen. Man kann jedoch davon ausgehen, dass von diesem Idealbild aus Praktikabilitätsgründen auch abgewichen wurde.

 

11. Schuhwerk

Der Kriegsknecht des Spätmittelalters trug einfache halb oder halb hohes Schuhwerk aus festem Leder mit einer leichten Spitze. Die Oberschicht und das wohlhabendere Bürgertum bevorzugte Schnabelschuhe mit einer langen Spitze aus eher dünnem weichen Leder. Dies war das Modeideal. Dem Kriegsknecht dieser Zeit hätten solche Schuhe jedoch im Gefecht nicht unwesentlich behindert. Bei morastigem oder schlammigen Wetter wurde unter die Schuhe sogenannte Trippen aus Holz geschnallt, damit die Schuhe nicht dreckig und nass wurden. Manchmal kann man auf Gemälden auch sehen, dass unter den Hosen mit Füßlingen einfach eine Ledersohle genäht wurde und keine Schuhe oder Ledertrippen dazu getragen wurden.