Nürnberg lag an der Seidenstrasse und es wurde reger Handel mit allerlei Stoffen getrieben.

Beispiel einer Tuchbestellung um 1488

Lieber Behaim, ich bitte Dich gar fleißig, dass du mir sendest:

7 Ellen weißes Tuch vom Löwen, dass gut zu Röcken sei, und

3 Ellen weißes Tuch von Brüssel, das gut für Hosen sei,

1 Elle gutes schwarzes Tuch für 1 Kappe und

3 Ellen schwarzes Tuch von Butzbach, das gut für Reithosen sei.

Das will ich Dir gut und gern bezahlen.

Gegeben am Montag nach Oculi 1488.

Friedrich von Seckendorf von Rennhofen, Hofmeister


1. Wolltuch

Wolltuch wurde aus Schurwolle gewonnen und wurde fast ausschließlich für Über- und Oberbekleidung verwendet. Hierzu gehören Mantel, Jacke, Wams, Hose [7], Gugel und bei Frauen das Überkleid.
Die frühsten Belege für Einkäufe Nürnberger Tuchmacher stammen aus der Mitte des 15. Jahrhunderts (1444-1468). Hier wurde die Wolle von Rothenburger Händler gekauft [8]. Die Wolle stammte aus dem Rothenburger Umland, insbesondere aus der Gegend um Ochsenfurt, Crailsheim und Uffenheim. Weiter wurde die Wolle auch aus den Schafzuchtgebieten Süddeutschlands angekauft, dass sich auf das Main-Tauber-Gebiet, den mittleren Donau- sowie den Oberrein-Neckar-Bereich erstreckt [9].
Die höchste Qualität im Spätmittelalter besaß die englische Schurwolle. Man kann daher davon ausgehen, dass englische Schurwolle in allen deutschen Städten importiert wurde. Umschlagplatz für die englische Wolle war Calais, der Hauptverteilermarkt war Brügge. Obwohl das Herkunftsland der Wolle England war, wurde daher oft auch von "Flämischer Wolle" oder "flandrischen Gewebe"gesprochen [10].

2. Leinen

Leinwand wurde aus Flachs hergestellt und war vielseitig verwendbar. Hieraus wurde für die Kleidung, vor allem Hemden, Unterhosen und für das Futter der Überkleider verwendet. Des weiteren wurden aus Leinen oft auch Stoffgürteltaschen oder Geldbörsen hergestellt. Aber auch im Haushalt war Leinen unersetzlich, denn Handtücher, Tischdecken, Servietten und Säcke wurden ebenfalls aus Leinen gefertigt [11].

3. Seide

Seide war ein sehr kostspieliger Artikel und wurde daher eher selten verwendet. Seide wurde zum Füttern edler Gewänder benutzt. Jedoch durfte nach der Nürnberger Kleiderordnung nur Seide von minderer Qualität verwendet werden, um die Verschwendungssucht des aufstrebenden Bürgertums einzudämmen und die Klassenhierarchie beizubehalten, die sich besonders in den Kleidern der Menschen im Mittelalter widerspiegelte.

4. Baumwolle, Flachs und Hanf

Baumwolle wurde schon seit dem 14. Jahrhundert nach Nürnberg importiert. Die Baumwolle stammte aus Syrien, Zypern und der Türkei. Umschlagplatz und Handelsstation für den Import der Baumwolle war dann Italien, insbesondere Venedig [12].
So wie den Lagerbeständen von einigen Tuchmachern Nürnbergs zufolge sicher nachgewiesen werden kann, dass sie Baumwolle lagerten und verarbeiteten, so unklar ist es, in welcher Menge Baumwolle gebraucht wurde. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass Baumwolle eher eine geringere Rolle für die Kleidung des Spätmittelalters hatte, da sie eben relativ schwer zu beschaffen war.
Wenn Baumwolle verwendet wurde, dann wohl als Futterstoffe für Übergewänder, für den Haushalt, ähnlich wie Leinen, und auch nachweislich als Stopfmaterial für Stoffrüstungen (wie beim gesteppten Waffenrock in Lübeck um 1430). Baumwolle dürfte wahrscheinlich am häufigsten dazu verwendet worden sein, um Leinenbaumwollmischgewebe herzustellen, die dann angenehmer zu tragen und auch flexibler zu verarbeiten waren als reines Leinen.
Flachs- und Hanftuche waren als landwirtschaftliche Nebenprodukte billig und waren daher in ärmeren Haushalten dagegen sehr häufig zu finden.

5. Barchent

Barchent war ein aufgerautes (aufgeflauschtes) Baumwoll-/Leinengemisch. Da seine Oberfläche so aufgeflauscht war, war es für die damaligen Verhältnisse sehr weich und angenehm auf der Haut zu tragen. Das Tuch dürfte aber wegen seiner Machart nicht ganz billig gewesen sein, zumal es zu einem nicht unerheblichen Anteil an Baumwolle bestand und Baumwolle wegen seiner schweren Beschaffbarkeit relativ teuer war. Daher kann man davon ausgehen, dass wohl eher die oberen Bevölkerungsschichten davon Gebrauch machen konnten. Es wurde wahrscheinlich wegen seiner Machart überwiegend entweder als Unterwäsche oder als Innenfutter verwendet.


Es wurde bunt im späten Mittelalter

Im späten Mittelalter gab es bereits ein weites Farbspektrum. Es wäre falsch zu glauben die Farben der Kleidung seien Grau und Braun und somit sehr trist gewesen. Im Gegenteil, das späte Mittelalter war eine sehr farbenfrohe Zeit und so wundert es nicht, dass auch Farbtöne wie Hellblau, Türkis, Rot oder Gelb gebräuchlich waren.
Von größter Bedeutung für die spätmittelalterliche Tuchfärberei war die Waidpflanze. Durch sie wurden die Tuchfarben Blau und Grün gewonnen und des weiteren war sie ein wichtiger Bestandteil für das Schwarzfärben [13].
Die teuersten und wertvollsten Tuche waren schwarze Tuche, denn es war eine Kunst ein tief schwarzes Tuch herzustellen. Daher gab es im mittelalterlichen Nürnberg, wie auch in anderen großen Städten, sogenannte Schwarzfärber. Diesen allein war es vorbehalten diese Kunst auszuüben.
Desweiteren war es ebenfalls nicht sehr einfach, reines, weißes Tuch herzustellen. Da die Naturprodukte, aus denen Tuch hergestellt wurde, nie ein reines Weiß besaßen, mussten die Tuche gebleicht werden. Dies war ebenfalls nicht ganz einfach und so ist nicht verwunderlich, dass z.B. nur hochwertige Leinensorten gebleicht wurden.
Hieraus ergibt sich, dass die Oberschicht oft schwarze Wolltuche für ihre Oberbekleidung bevorzugten, die mit reinem weißen, manchmal auch mit rotem oder schwarzem Leinen, gefüttert wurde.
Die Mittelschicht bevorzugte billigere Stoffe für die Oberbekleidung, also vornehmlich blaue und grüne Stoffe, die mit weißem (bzw. naturweisem) Leinen gefüttert waren.
Ärmere Menschen mussten sich mit braunen und grauen Stoffen als minderwertige Schwarzfärbung so wie Blau, Grün und mit naturfarbenen Stoffen zufrieden geben. Ihre Oberbekleidung wurde daher mit einem naturfarbenen Leinen gefüttert.
Natürlich sind diese Grenzen fließend zu handhaben, denn eine Person der Oberschicht wird sicherlich auch blaue, rote oder grüne Töne bevorzugt haben, wenn es seine Lieblingsfarbe war.


[1] Lehner S.74
[2] Christoph
[3] Lehner S. 89
[4] Lehner S. 89
[5] Christoph
[6] Lehner S.76, 77
[7] Sakuma S. 121
[8] Sakuma S. 83
[9] Sakuma S. 84
[10] Sakuma S. 84
[11] Sakuma S. 126
[12] Sakuma S. 92
[13] Sakuma S. 97