Vom Mittleren Osten nach Europa

Wenn man von Ägypten aus einen Blick über das Mittelmeer warf, stellte man fest, dass die Griechen Bier als Kulturgut vernachlässigten und sich mehr dem Wein widmeten.

Nur arme Menschen, die sich keinen Wein leisten konnten, tranken Bier. Dennoch hatten sie in einigen Gegenden das Bier unter göttlichen Beistand gestellt: Der Gott Dionysos, von den Römern Bacchus genannt, war nicht nur der Gott des Weines, er war auch für Getreide und Bier verantwortlich.

Aber nicht nur in der Kulturgeschichte der Griechen, auch für die Römer hatte das Bier längst nicht die Bedeutung wie für die Sumerer und die Ägypter, es galt vielmehr als Getränk der unzivilisierten Barbaren. Der Ursprung des lateinischen Namens von Bier, „Cerevisia“, liegt jedoch wohl auch in göttlicher Hand: Für ihn stand Ceres, die Schutzgöttin des Wachstums der Feldfrüchte wie Getreide, Patin.

Im 2. Jahrhundert nach Christus begannen die Römer, Gersten- und Weizenbier direkt aus gemälztem Getreide zu brauen. Zuvor waren die sogenannten Bierbrote die wichtige Ursprungszutat. Die Hefen stammten aus dem Bodensatz alten Bieres oder aus kultiviertem Sauerteig. Gewürzt wurde mit verschiedenen Kräutern. Funde bei Ausgrabungen, wie beispielsweise im Freilichtmuseum des römischen Gutshofes Villa Rustica im schwäbischen Hechingen-Stein, beweisen, dass neben Wein auch Bier in landwirtschaftlichen Siedlungen der Römer eine maßgebliche Rolle gespielt hat. Viele Häuser hatten ihre eigenen tönernen Braukessel.

Wichtige Hinweise auf die Braukunst der Germanen stammen aus der Nähe von Kulmbach, wo man in einem Grab Bierkrüge aus der Zeit um 800 vor Christus fand. Bier war bei ihnen nicht ein Alltagsgetränk, sondern wurde extra für große Feierlichkeiten gebraut, und zu diesen Gelegenheiten wurde dann kräftig getrunken – manchmal sogar aus den Schädeln erschlagener Feinde.