Bedeutung


Die Leistungskraft und der Erfindungsreichtum ("Nürnberger Witz") der Nürnberger Handwerker war einer der Nährböden für die wirtschaftliche Blüte der Stadt während des Spätmittelalters und der Frühen Neuzeit.


Die Handwerker versorgten die einheimische Bevölkerung und das Umland und fertigten die Exportprodukte, mit denen die Nürnberger Kaufleute Europas Märkte belieferten, und die Kaufleute importierten den Handwerkern die benötigten Rohstoffe wie:


Erze


Stahl


Wolle/Stoffe


Farben.


Erze kamen aus den bekannten Montangebieten in Oberfranken, Sachsen, Thüringen, Böhmen, Schlesien, Polen, Kärnten, Tirol, in der Steiermark, im Salzburgischen, in der ungarischen Slowakei, in Slowenien oder im Raum Aachen-Lüttich, vor allem aber aus der Oberpfalz um Amberg und Sulzbach ("Ruhrgebiet des Mittelalters").


Quantitativ und qualitativ ragten aus dem Nürnberger Handwerk die metallverarbeitenden sowie die Textil produzierenden und veredelnden Gewerbe heraus.


Wichtige in Nürnberg für den Export hergestellte Güter waren im 14., 15. und 16. Jahrhundert:


Messer


Scheren


Löffel


Trichter


Becken


Leuchter


Schachteln


Brillen


Globen


Fingerhüte aus Edelmetall


Email Waffen (Harnische, Schwerter, Armbrüste, Gewehre, Bronzegeschütze)


mechanische, astronomische oder nautische Präzisionsinstrumente für Navigation, Kartographie und Messkunst im Schockenziehverfahren bzw.


Unter Ausnutzung der Wasserkraft


hergestellter grober Draht


per Hand gezogener Feindraht und daraus gefertigte Produkte wie:


Nadeln


Haken


Ösen


Gürtelschnallen


Zirkel


Reisszeuge aus Stahl


Paternoster aus Bernstein oder Elfenbein


Horn- und Schildpattarbeiten


Kämme


Metallsaiten für den Orgelbau


Produkte der Schlosser- und Uhrenmacherhandwerke


Kompassmacher


Lebkuchen


Bleistifte


Textilien aus Wolle, Leinen Baumwolle, Handschuhe, Kürschnerwaren.



Im 16. Jahrhundert gewannen die Nürnberger Zinngießer und Goldschmiede eine europäische Spitzenposition, und bis ins 18. Jahrhundert war Nürnberg ein herausragendes Zentrum der Leonischen Drahtproduktion (Herstellung versilberter oder versilbert-vergoldeter Kupferdrähte) sowie des Musikinstrumentenbaus (Hörner, Trompeten, Posaunen, Klarinetten, Lauten, Violen und Geigen). In Nürnberg wurde 1390/91 die erste Papiermühle Deutschlands in Betrieb genommen.


Um 1800 bestanden in Nürnberg und seinem Territorium elf Papiermühlen. Schon bald nach der Erfindung des Buchdrucks zählte Nürnberg zu den führenden Druckerstädten im Reich. Von 1380 bis ins 19. Jahrhundert war Nürnberg einer der bedeutendsten Orte der Spielkartenproduktion.


Viele Qualitätsprodukte der Nürnberger Handwerker wurden im 19. Jahrhundert in industrielle Fertigung überführt wie Zirkel und Reisszeuge, Bleistifte oder Lebkuchen, aus dem leistungsstarken Handwerk der reichsstädtischen Kunstdrechsler und Metalldreher entwickelte sich die Nürnberger Spielwarenindustrie.