Ein Badehaus im Mittelalter und in der frühen Neuzeit wurde im Auftrag der Gemeinde von einem Bader betrieben.

 

Es spielte etwa vom 13. bis zum 16. Jahrhundert eine wichtige Rolle in der Alltagskultur.

Gebadet wurde – meist mit Geschlechtertrennung – vor allem am Samstag oder am Vorabend hoher Feiertage.

 

In den Badehäusern, die heutigen Hygienevorstellungen bei weitem nicht entsprachen, wurden auch Tätigkeiten wie Zähneziehen, Haarschneiden, Rasur sowie kleinere chirurgische Eingriffe (Aderlass, Schröpfen) ausgeführt. Teilweise wurden in Badehäusern auch Bordelle betrieben.

 

Die Blütezeit der Badehäuser in Mitteleuropa war das Spätmittelalter.

 

Im 15. Jahrhundert wurde das Holz allmählich knapp, was zu einer Preissteigerung führte und das Baden verteuerte, so dass die Bäder weniger besucht waren.

 

„Es siehet aber eine Badstube also aus: Es ist nemlich ein niedriges Gemach, an dessen einem Ende ein Ofen, neben diesem Ofen aber ein Kessel mit heißen, und ein Kübel mit kalten Wasser ist, daraus man schöpffen, und wie man es brauchen will, die Wärme mäßigen kann. An denen Wänden sind Bäncke vor und über einander, darauf man sich höher oder niedriger setzen kann, nachdem man starck oder gelinde zu schwitzen verlanget, und diese werden die Schwitz-Bäncke genennet. Diejenigen, welche naß baden wollen, setzen sich in eine Bade-Wanne, die mit Wasser angefüllt ist.“

 

Der Niedergang der Badekultur wurde aber entscheidend durch das Auftreten von Seuchen wie Pest und Syphilis eingeleitet.

 

In Wien wurden die Badehäuser in den Jahren 1521, 1554, 1562 und 1691 zeitweise wegen Seuchengefahr geschlossen.

 

Die ersten Syphilisfälle in Deutschland wurden 1495 gemeldet, eingeschleppt von Landsknechten. Tatsächlich wurde die Krankheit in den Badestuben verbreitet, aber nicht durch das Baden selbst, sondern durch die fehlende Hygiene beim Aderlassen und Schröpfen. Das war damals jedoch nicht bekannt.

 

Auch der Dreißigjährige Krieg führte zur Schließung von Badehäusern, vor allem in den protestantischen Gegenden Südwestdeutschlands.

 

Im Mittelalter gab es in Wien 21 Badestuben, im Jahr 1534 noch elf, zu Anfang des 18. Jahrhunderts nur noch sieben.

 

In Frankfurt am Main werden im Mittelalter rund 15 Badehäuser betrieben, das Bürgerverzeichnis aus dem Jahr 1387 nennt 29 Bader (inklusive Gesellen). 1555 waren dort nur noch zwei Badestuben in Betrieb, und das auch nur noch zweimal pro Woche. 1809 wurde hier das letzte Bad dieser Art geschlossen.

Szene in einem Badehaus: Bader behandelt Badegäste. Stich von Jost Amman, 1568
Szene in einem Badehaus: Bader behandelt Badegäste. Stich von Jost Amman, 1568
Badehausbetrieb 1671 in Paris
Badehausbetrieb 1671 in Paris
Szene aus einem Badehaus. (Abbildung aus dem Factorum Dictorumque Memorabilium des Valerius Maximus, 15. Jahrhundert)
Szene aus einem Badehaus. (Abbildung aus dem Factorum Dictorumque Memorabilium des Valerius Maximus, 15. Jahrhundert)
Das Innere eines Badehauses (Kupferstich von Virgil Solis, 16. Jahrhundert)
Das Innere eines Badehauses (Kupferstich von Virgil Solis, 16. Jahrhundert)