Experimentelle Archäologie

Die klassischen archäologischen und geschichtswissenschaftlichen Methoden gewinnen ihre Erkenntnisse durch Beobachtung und Interpretation von Funden und Fundstätten. Die experimentelle Archäologie versucht diese Erkenntnisse durch Erfahrungswerte zu vertiefen. Anhand von Fundstücken, Malereien und Texten wird versucht, die Arbeitstechniken der Vergangenheit zu erschließen. Diese Erkenntnisse werden dann von Archäologen und Handwerkern angewandt, um Artefakte nachzubilden, die ihren historischen Vorgängern möglichst ähnlich sind. In der Anwendung dieser Nachbildungen wird der technische Stand vergangener Epochen erfahrbar.

 

Die Ausgangslage für experimentalarchäologische Versuche ist eine genau definierte Fragestellung. Die Ergebnisse aus den Versuchen müssen messbar und jederzeit nachvollziehbar sein sowie in allen Einzelheiten dokumentiert werden. Diese Ergebnisse müssen später unter den definierten Bedingungen jederzeit reproduzierbar sein.[2] Aus diesen Gründen sind viele als "experimentalarchäologisch" bezeichnete Aktivitäten, wie zum Beispiel Bronzeguss, Eisenverhüttung im Rennfeuerofen, oder Stein- und Knochenbearbeitung vor Publikum, per Definition, eher der Archäotechnik zuzuordnen.

Die Reisen von Thor Heyerdahl sind ein bekanntes Beispiel für experimentelle Archäologie. Heyerdahl baute unter anderem ein Floß (die Kon-Tiki) und besegelte damit den Pazifik.

Mit den Schilfbooten Ra I und Ra II versuchte er von Afrika nach Amerika zu reisen. Mit diesen Unternehmungen bewies er experimentell die Haltbarkeit und Seetüchtigkeit dieser frühen Schiffstypen. Ein weiteres bekanntes Bootsexperiment war die Weltumseglung mit dem Wikingerschiff "Saga Siglar", das die Hochseetauglichkeit dieses Schiffstypes bewies.

Ein bekanntes bauarchäologisches Experiment ist das Erdwerk von Overton Down in Südengland. Dort wurde ein künstlicher Erdwall angelegt, in dem verschiedene Materialien eingegraben sind. Seit der Errichtung 1960 wird beobachtet, wie die Erosion die Gestalt des Walls verändert. In Ausgrabungen wird der Verfall der eingebrachten Stoffe beobachtet. Als Langzeitprojekt soll Overton Down Erkenntnisse über Funderhalt und Erosion erbringen, die in zukünftigen Ausgrabungen angewandt werden sollen. Ein weiteres Beispiel ist die gleichfalls in Großbritannien gelegene Butser Ancient Farm. Zu weiteren experimentellen Bauprojekten gehören unter anderem der Bau der Burg Guédelon oder der Turmhügelburg bei Lütjenburg. Eine lange Tradition in der Experimentellen Archäologie hat das Pfahlbaumuseum Unteruhldingen, in dem seit 1922 erprobt und geforscht wird.

Der Münchner Historiker Marcus Junkelmann lieferte im Jahr 1985 ein Beispiel, als er mit einigen Begleitern mit rekonstruierten Waffen und Ausrüstungsgegenständen von römischen Legionären eine Überquerung der Alpen wie vor 2000 Jahren bewältigte.


In jüngerer Zeit widmeten sich mehrere Fernsehproduktionen der experimentellen Archäologie. 2006 produzierte SWR die Dokumentarfilmserie Steinzeit – Das Experiment und im Jahr darauf folgte das Schweizer Fernsehen mit Pfahlbauer von Pfyn. Beide Formate widmeten sich dem Leben in der Steinzeit.

 

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http://de.wikipedia.org/wiki/Experimentelle_Arch%C3%A4ologie