Reenactment

Reenactment (Wiederaufführung, Nachstellung) nennt man die Neuinszenierung konkreter geschichtlicher Ereignisse in möglichst authentischer Weise. Über den Weg der historischen Wiedererlebbarkeit soll Geschichte verständlich und erlebbar gemacht werden. Das historische re-enactment ist der zentrale Teil der durch den britischen Philosophen und Historiker Robin George Collingwood aufgestellten Theorie der Historiographie. Die Nachstellung von historischen oder sagenhaften Ereignissen geht allerdings bis in die Antike zurück.

 

In der öffentlichen Auseinandersetzung werden die verschiedenen Begriffe des Spiels mit der Vergangenheit häufig verwechselt. Während einige Veröffentlichungen zum Thema Freizeitveranstaltungen das Reenactment auf die Darstellung von Schlachten verkürzen, werden in pädagogischen Schriften Reenactment, LARP, Reenlarpment zu Unterpunkten der Living History.

Im Zusammenhang mit dem Reenactment kann auch die Experimentelle Archäologie stehen. Viele Historiker sehen in beiden Arbeitsweisen eine mögliche Plattform geschichtliche Erfahrungen zu sammeln und wertvolle Experimente durchzuführen. Beide Formen haben in der Vergangenheit bereits Hand in Hand gearbeitet oder sich zumindest ausgetauscht.

Im Unterschied zum zeit- und ortsgebundenen Reenactment, das höchsten Wert auf wissenschaftliche Authentizität legt, nähert sich das ganz im Spiel und Spaß-Bereich angesiedelte Live Action Role Playing (LARP), wenn es auf historische Ereignisse zurückgreift, eher dem Histotainment an, mit dem Reenactment ebenfalls nicht verwechselt werden darf. In vielen Medien und Publikationen verschwimmen Histotainment und Reenactment oft oder werden gar als Synonyme verwendet. Reenactment kann allerdings auch Teil eines Histotainments werden, wenn seriöse historische Dokumentationen darauf Wert legen. Neben dem Wort Histotainment haben sich auch Synonyme wieEdutainment und – speziell für den Dokumentarfilm – Dokutainment gebildet.

Auch beim LARP, einer Form von Fantasy-Rollenspiel, ist es von untergeordneter Bedeutung, tatsächliche historische Ereignisse nachzustellen oder mit tatsächlichen geschichtlich nachgewiesenen Ausrüstungsgegenständen zu agieren. Dennoch hat sich für diese sehr freie Form der historischen Interpretation das Kunstwort Reenlarpment herausgebildet. Dies kann bisweilen zu Verwechslungen führen.

Oftmals mit Reenactment verwechselt wird Battle Display. Hierbei handelt es sich um das Sammeln von militärischen Gegenständen in Verbindung mit einer fotografischen oder filmischen Inszenierung. Der Hauptschwerpunkt liegt hier bei modernen, oftmals aktuellen militärischen Einheiten, die meist von Einzelpersonen anhand von Fotos rekonstruiert werden. Der Ursprung dieses Hobbys liegt im asiatische Raum, entstanden aus dem dort beliebten Sammeln und Modifizieren von 1:6-Miniaturen.

Seit dem Historikertag 2002, auf dem auch die Spielszenen in den historischen Dokumentationen des Fernsehjournalisten Guido Knopp untersucht wurden, bezeichnet Histotainment die unwissenschaftliche und zweifelhafte Darstellung angeblicher historischer Gegebenheiten. Dazu gehören auch Computerspiele, vermeintliche Mittelaltermärkte, Themenparks oder Reality-Soaps, bei der Bewerber durch Rollenspiele in historischen Kulissen vermeintlich authentische Erfahrungen mit der Vergangenheit sammeln können. Kritiker des Histotainments sehen die besondere Gefahr darin, dass ein unvoreingenommenes Publikum nicht in der Lage ist, zwischen Fiktion und Realität zu unterscheiden. Geschichte, die in den Händen von Produzenten bzw. Regisseuren liege, werde zur Mixtur aus „Gefundenem und Erfundenem“, die nach den Maßgaben der Verantwortlichen geformt werden könne. So würden falsche Geschichtsbilder in den Köpfen der Menschen erzeugt, die im schlimmsten Falle einem modisch, intellektuell bzw. politisch vorherrschenden Zeitgeist entsprechen könnten.

 

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http://de.wikipedia.org/wiki/Reenactment