Mittelalterszene

Als Mittelalterszene wird eine subkulturelle Szene bezeichnet, die die Kunst, die Kultur und das Alltagsleben des europäischen Mittelalters auf vielfältige Weise rezipiert, vor allem mit musikalischen und theatralischen Elementen sowie handwerklichen, kunsthandwerklichen und gastronomischen Angeboten. Seit Ende der 1970er Jahre erfährt diese Szene steigenden Zulauf. Durch ihre Veranstaltungen ziehen die Szenemitglieder in Deutschland jährlich ein Millionenpublikum an, die Mittelaltermärkte, Seminare und Konzerte besuchen. Die Szene ist breit gefächert und besteht aus vielen verschiedenen Untergruppen, die von anderen Szenen beeinflusst werden.

In der Mittelalter-Szene wird nicht nur eine Epoche des Mittelalters behandelt, sondern mehrere, was dazu führt, dass diese vermischt werden. Zum Beispiel werden Kämpfe zwischen Wikingern aus der Zeit um 800 n. Chr. gegen Ritter aus dem Hochmittelalter dargestellt. Dies liegt daran, dass Besucher, Schaustellergruppen aber vor allem auch der Marktveranstalter meist keinen großen Wert auf eine historische Einheitlichkeit beziehungsweise auf historischen Bezug Wert legen. Da die Marktveranstalter mit ihren Märkten Geld verdienen wollen und wissen, dass der Großteil der Besucher nicht geschichtlich gebildet ist, ist es für sie oft einfacher, alles zuzulassen, was der Besucher für Mittelalter halten könnte.
Der Grad dieser Haltung ist von Veranstalter zu Veranstalter unterschiedlich. So wird unter mittelalterlich gekleidet teils lediglich der Verzicht auf Armbanduhren, Plastik und Jeans verstanden, bei den anderen wird tatsächlich der Schnitt der Kleidung, die geschichtliche Einordnung und handgenähte Nähte überprüft. Die erste Art sind meist kommerzielle Veranstalter, die zweite Art meist geschichtlich orientierte Märkte, etwa von Museen oder Geschichtsvereinen veranstaltet. Die dritte art, dazu gehören aber auch die meisten Gruppen, sind Interessensgemeinschaften, die das Mittelalter erleben wollen. So zum Beispiel die Gruppe Mediaevalis Cultus [1] auf der Burg Frankenstein (Bergstraße). Diese Gruppen oder Interessensgemeinschaften, sind zumeist an Burgen angesiedelt. Sie bringen das alte Handwerk, Rittertum, Schaukampf (historisches Schwertfechten) und das Leben des Adels und des Bauerntums zurück zur Burg und beleben diese mit Leben. Im Gegensatz zu den Mittelaltermärkten, sind die Interessengemeinschaften in den umliegenden Burgen vorzutreffen.
Ein weiteres Merkmal, das sich der Mittelalter-Szene zuordnen lässt, ist, dass ein großer Teil der Angehörigen der Szene fast alles selbst herstellt. Angefangen bei der Kleidung über Zelte und Musikinstrumente bis hin zu Gegenständen des mittelalterlichen Alltags - alles wird in Handarbeit hergestellt. Hier besteht häufig auch eine Verbindung beziehungsweise Wechselwirkung der Mittelalterszene zu experimenteller Archäologie. Nicht selten finden sich Archäologen, die ihre Theorien in der Praxis erproben wollen und dies im Rahmen von Mittelaltervereinen oder Mittelalterveranstaltungen tun.
Als Treffpunkte der Szene lassen sich vor allem sogenannte Mittelaltermärkte nennen. Auf diesen Märkten treten Szenenmitglieder entweder als Schausteller oder auch als normaler Gast auf. Da auf diesen Märkten auch die so genannten Ritterspiele eine Attraktion darstellen, man jedoch um einen hohen Grad an Realismus bemüht ist, werden für diese meist professionelle Schausteller engagiert. Auf dem Großteil der Mittelaltermärkte in Deutschland gilt das Motto Keine Klingen, keine Bögen für die Besucher. Als weitere Treffpunkte fungieren auch Konzerte und Festivals, zum Beispiel das Ritterturnier zu Kaltenberg (D) oder das Folkwoods-Festival (NL).


Die meisten Veranstaltungen, die großen Wert auf authentische Darstellung legen, sind fast durchweg Privatinitiativen, ohne nennenswerte Budgets, mediale Unterstützung und so weiter, bleiben auch oftmals ohne Anschluss an die Öffentlichkeit (meist mangels medialem Interesses; siehe „Unspektakulär“). Kommerzielle Veranstaltungen finden daher, mit den ihnen eigenen Werbemitteln, öffentliche Berücksichtigung und Beachtung. Einige der heute populären Events, wie zum Beispiel Freienfelser Ritterspiele, waren als Versuche einer aufkeimenden authentischen Linie in der historischen Darstellung geplant, haben sich jedoch, mit zunehmender Beliebtheit in der „Szene“, in ihr Gegenteil verkehrt. Veranstalter sogenannter „mittelalterlicher“ Ereignisse legen oft wenig Wert auf Authentizität, mit der Begründung, dass nur ein Bruchteil der (zahlenden) Besucher diese Unterschiede überhaupt bemerke.

 

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