Living History

Living History (englisch für "gelebte Geschichte") nennt man die Darstellung historischer Lebenswelten durch Personen, deren Kleidung, Ausrüstung und Gebrauchsgegenstände in Material und Stil möglichst realistisch der dargestellten Epoche entsprechen.

 

Der in den deutschen Sprachgebrauch übernommene Begriff Living History ist offiziell nicht exakt definiert und umfasst daher als Überbegriff auch die Experimentelle Archäologie und das Reenactment. Häufig werden auch die Mittelalterszene und das Liverollenspiel LARP in diesem Zusammenhang genannt, obwohl sie eher zum Histotainment zu rechnen sind.

In Nordamerika wird unter living history und reenactment kein Unterschied gemacht. Im deutschen Sprachraum lassen sich hingegen folgende Abgrenzungen herleiten. Die Grenzen sind jedoch fließend.

  • Living History im engeren Sinne wäre z.B. die Darstellung eines fiktiven Tagesablaufes im Mittelalter, die Erbauung eines germanischen Hauses, die Vorführung alter Handwerkstechniken, das Nachkochen überlieferter Rezepte oder eine Alpenüberquerung in römischer Kleidung. Häufig ist die Vermittlung der dargestellten Inhalte an Zuschauer ein Ziel der Darstellung. Die letztgenannte Aktion fällt aufgrund des experimentellen Charakters auch unter ...
  • Experimentelle Archäologie. Hier versuchen Fachleute oder Laien, Techniken oder Abläufe, deren genaue Funktion nicht oder nur noch bruchstückhaft überliefert sind, praktisch nachzuvollziehen. Das kann z.B. der Bau eines seetüchigen Wikingerschiffes oder die Kultivierung alter Getreidesorten auf historische Weise sein. Während diese beiden Beschäftigungen mit Geschichte und Archäologie sich allgemein auf vergangene Lebenswirklichkeiten beziehen, nimmt das ...
  • Reenactment immer auf ein tatsächliches Ereignis in der Vergangenheit Bezug, indem z.B. eine konkrete Schlacht nachgespielt wird. Dabei tritt die Vermittlung an Dritte in den Hintergrund, da der Reenactor bestrebt ist, in dem darzustellenden geschichtlichen Ereignis vollkommen aufzugehen, so dass wenig Zeit für Aufklärung bei eventuell vorhandenen Zuschauern bleibt. Wenn bei den Darstellern der Spaß an historischen oder historisierenden Verkleidungen oder Fantasie-Rollenspielen im Vordergrund steht, spricht man eher von der ...
  • Mittelalterszene, eine Szene bei der die Grenzen sehr verwaschen sind. Grundsätzlich wird sie dem Histotainment zugeordnet, doch ist sie nicht darauf begrenzt. Es geht von der Belebung eines Ortes durch reine Anwesenheit (Histotainment) oder der Darstellung eines Söldnerlagers sowie der weitverbreitete Schwertkampf (Living History) bis zur Nachstellung von Schlachten (Reenactment). Die Authentizität der Mitwirkenden bzw. der Darstellungen historischer Gegebenheiten und Schlachten können von sehr guter bis eher kreativer Qualität vorliegen.
  • LARP/Liverollenspiel, bei dem weniger bis gar kein Wert auf Authentizität gelegt wird. Hier findet die unwissenschaftliche Darstellung fiktiver Szenarien statt, dafür steht eher der Spaßfaktor für die Mitwirkenden im Vordergrund.

 

Der englische Begriff Living History steht für den Versuch, fiktionale historische Stoffe, sogenannte generische Ereignisse unter wissenschaftlichen Voraussetzungen aufzuarbeiten. Er entwickelte sich aus der Theorie der Historiographie, die der Philosoph und Historiker Robin George Collingwood für das historische Reenactment aufgestellt hat. Nach Collingwood kann Geschichte nur durch das Wiedererleben verstanden werden. Living History sollte daher nach seiner Auffassung "gelebte Geschichte" sein, die auf Basis eines wissenschaftlichen Ansatzes ganze geschichtliche Epochen verständlich und vermittelbar macht.

 

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http://de.wikipedia.org/wiki/Living_History