Erstarrung und technologischer Stillstand

Aber gerade durch diese in den gesperrten Handwerken sich manifestierenden Wettbewerbs behindernden Maßnahmen, die der Stadt zunächst das Monopol auf eine fortschrittliche Technik erhielten, wurde Nürnberg im 17. und 18. Jahrhundert zunehmend von der technischen Weiterentwicklung an anderen Orten abgeschnitten und fiel langfristig zurück.

 

 

1797/1800 waren in der Reichsstadt noch 2.401 Handwerksbetriebe aktiv. Davon produzierten 1.581 Werkstätten nach wie vor für den Export der typischen Nürnberger Waren (Musikinstrumente, Zeichengeräte, Messinstrumente, leonische Drahterzeugnisse, Metallfolien, Glasspiegel, Spielzeug, Bleistifte, Papier, Messer, Nadeln, Nägel und Stifte etc.), davon 36,5 % in der

Metallverarbeitung und 12,6 % auf dem Textilsektor.

 

 

Der durchschnittliche Nürnberger Handwerksbetrieb beschäftigte um 1800 unter dem Meister nur 1,12 Personen, die metallverarbeitenden Werkstätten sogar nur 0,6 Personen. Betriebe mit mehr als zehn

Beschäftigten galten bereits als "Fabriken". 1811 existierten neben etwa 70 Mühlen und 27 Brauereien lediglich 16 protoindustrielle "Fabriken": acht Tabak- und zwei Möbelmanufakturen, eine

Brillenglasschleiferei, die 1712 gegründete Fayencemanufaktur, die 1783 entstandene Kattundruckerei Nürnberg, zwei Garnspinnereien und die Landkartenmanufaktur der Homannschen Erben. Diese "Fabriken" beschäftigten zusammen etwa 200 Arbeiter.

 

 

Erst die Umstellung auf industrielle Produktionsweisen im Laufe des 19. Jahrhunderts, gegen die die Nürnberger Handwerker vergeblich den Protektionismus der untergegangenen reichsstädtischen Ära

vom Magistrat einforderten, verhalf – wenn auch unter völlig veränderten Bedingungen – vielen alten Handwerken zu neuem Ruhm (Bleistiftmachern, Brillenmachern, Drehern, Lebküchnern, Schlossern, Wagnern).