Mädchennamen

Wurde ein Mädchen geboren, so wurde ihm bei der Taufe in der Regel ein altdeutscher Name beigelegt, wie Adelheid, Bertha, Diemuth, Edellind, Guta, Gertrud, Hazicha, Hedwig, Hemma, Heilwig, Hildegard, Hildegund, Kunigund, Mathild, Mechthild, Richinza oder Rilind. Daneben kamen allerdings schon seit dem 8. Jahrhundert die fremden, dem christlichen Heiligenregister entlehnten Namen vor und mehr und mehr in Anwendung.

 

Noch im 12. Jahrhundert überwogen die nationalen Namen, vom 13. Jahrhundert an die fremden Namen.

 

Aus bäurischen Kreisen sind uns in Minneliedern des 13. Jahrhunderts sehr charakteristische Frauen- und Mädchennamen überliefert, und zwar in „Glanz und Schimpf“.

 

Zu den glänzenden Namen gehörten Engel, Freude, Liebe, Minne, Rose, Wonne; zu den schändlichen Namen gehörten Geiß, Igel, Jutze, Hetze, Matze, Metze.

 

 

Die Erziehung und Bildung der Mädchen

Die erste Erziehung der Mädchen wurde in der höfischen Gesellschaft selbstverständlich den Müttern anvertraut.

 

Die weitere Ausbildung fand entweder im elterlichen Haus oder in Nonnenklöstern oder an befreundetn Fürstenhöfen statt. In gut regierten Klöstern stand eine Schulmeisterin („diu schuole meisterin“) dem Unterricht der Mädchen vor. An fürstlichen Höfen war zu demselben Zweck ebenfalls eine „Meisterin“ tätig.

 

Noch im 12. Jahrhundert scheint sich die Erziehung der Mädchen auf das Beibringen von Handfertigkeiten und Haushaltskünsten beschränkt zu haben. Später, als die hausmütterlichen Scheren und Nadeln dem steigenden Kleiderluxus und dem raschen Modenwechsel nicht mehr standhalten konnten und gewerbsmäßige Schneider und Schneiderinnen die Bekleidungssorgen übernommen hatten, gewannen Frauen und Mädchen „von Welt“ mehr Zeit, auch ihren Geist zu schulen.

 

Sie wurden demnach in den „geistlichen Künsten“, d. h. im Lesen und Schreiben unterrichtet und hatten darin einen Vorsprung vor ihren männlichen Standesgenossen, unter welchen diese Künste so selten waren, dass selbst ein so großer Dichter wie Wolfram von Eschenbach und ein so sprachgewandter Reimer wie Ulrich von Lichtenstein weder lesen noch schreiben konnten.

 

Der Letztgenannte schildert uns in seinen Denkwürdigkeiten in Reimen („Der vrouwen dienest“), welche aber zumeist sehr ungereimt sind, seine komische Not, dass er ein „Büchlein“, d. h. einen gereimten Minnebrief, den er von seiner „Herrin“ empfangen hatte, zehn Tage lang ungelesen lassen musste, weil sein Schreiber und Leser gerade nicht anwesend war.

 

Das Bild der jungen Frau

Wie die ritterlich-höfische Welt das Weib als ihren Mittelpunkt betrachtete und dasselbe, wenigstens in der Theorie, sozusagen als ihre „Zentralsonne“ verehrte, so war die Frau auch der Pol, um den sich die höfische Poesie bewegte.

 

Daher ist es verständlich, dass sich die Frauen als Gönnerinnen und Schützerinnen der Literatur hervortaten.

 

Auf den Tischen ihrer Kemenaten müssen wir uns die zierlich geschriebenen und bemalten Liederbüchlein der Minnesänger wie die schwerfälligen Pergamentbände versammelt denken, auf deren Blättern die Lieder von der Nibelungen Not, Hartmanns „Iwein“, Wolframs „Parzival“ und Gottfrieds „Tristan“ aufgezeichnet waren.

 

Wohlerzogene Frauen und Mädchen verstanden sich auf das Singen und Sagen, d. h. auf das mit der Zither oder Harfe begleitete Vorsingen der lyrischen und auf das richtig betonte Vorlesen der epischen Dichtungen.

 

Von einer gebildeten jungen Dame verlangte man Geschicklichkeit in zierlichen Handarbeiten, Fertigkeit im Lesen und Schreiben, im Singen und Musizieren, sowie wohl auch noch Kenntnis der einen oder anderen fremden Sprache.

 

 

Die Erziehung der Jungen

Die Erziehung der Kinder männlichen Geschlechtes zielte von Anfang an auf die Aneignung ritterlicher Fertigkeiten und höfischer Sitten ab, während die „geistlichen Künste“, d. h. die gesamte höhere Geisteskultur nur sehr nebensächlich beachtet und der persönlichen Strebsamkeit überlassen wurden, sofern die Söhne adeliger Häuser, besonders jüngere, nicht von Klein auf zu Klerikern bestimmt waren. In diesem sehr häufigen Falle trat der kirchliche Unterricht schon sehr frühzeitig ein.

 

Mit dem siebten Lebensjahr wurde der Knabe aus der Frauenkemenate in den männlichen Lebenskreis hinübergestellt. Wo der Vater nicht selbst die Erziehung des Sohnes übernahm, erhielt dieser einen „Zuchtmeister“ oder er wurde bei einem befreundeten Ritter „in die Zucht“ gegeben oder schließlich mit anderen seiner Alters- und Standesgenossen an einem Fürstenhof erzogen.

 

Ein Edelknabe wird von seinem Herrn darin unterwiesen, wie er seiner Herrin ein Getränk zu servieren hat.

 

Die Leibesübungen, Einweisung in die Künste der Jagd, des Turniers und des Krieges waren natürlich für die jungen „Edelknechte“, für die „Junkherren“ die Hauptsache.

 

Ein Edelknabe wird in ritterlicher Zucht geübt, indem er das Schießen mit einer Armbrust erlernt.

 

Doch wurden sie auch im „Christenglauben“, in der höfischen Anstandslehre, im Singen, im Spielen auf der Harfe, der Zither und der Fidel unterwiesen. Auch zum Erlernen fremder Sprachen versuchte man ihnen Gelegenheit zu geben, wie ja auch das Reisen in fremde Länder schon als Bildungsmittel galt. Eine edle Seite dieser ritterlichen Erziehung war, dass man den Jünglingen, und sogar schon den Knaben, das Verhältnis des Mannes zum Weibe in idealistischem Licht zu zeigen versuchte und den „Frauendienst“ (im besten Sinne des Wortes) als eine unerlässliche Pflicht des höfischen Mannes und rechten Ritters darstellte. Ulrich von Lichtenstein, der im Jahre 1222 durch den Herzog Leopold den Glorreichen zum Ritter geschlagen wurde und danach dir ritterliche Romantik bis zur grotesken Narrheit überspannte, berichtet:

 

”Als ich noch ein kleiner Junge war, hört’ ich gar oft lessen und sagen, daß niemand rechte Würde und Ehre zu erwerben vermöchte, wer nicht guten Frauen sonder Wank dienstbereit ware”

 

 

Edelknaben werden einer höfischen Unterweisung unterzogen, indem sie das Spielen auf einer Fidel erlernen.

Ritterschlag

Mit dem 14. Lebensjahr galt die Erziehung des „Junkherrlein” in der „Höfischkeit”, die ja keineswegs nur eine Lehre des äußeren Anstandes, sondern auch eine ernste Pflichenlehre war, für vollendet.

 

Der Jüngling war jetzt wehrfähig und machte als „Knappe“ im Dienste eines Ritters einen praktischen Lehrkursus durch. Seine Knappen-zeit verschaffte ihm kriegerische Erfahrungen, lehrte ihn, da sie ihn ja wohl auch mit seinem kreuzfahrenden Herrn ins „heilige Land“ oder ins „heidnische Preußenland“ oder mit einem kaiserlichen „Römerzug“ ins sonnige Welschland führte, Welt und Menschen kennen, bot ihm Gelegenheit, die Tüchtigkeit von Kopf und Hand zu bewähren, weihte ihn nicht selten in die Geschäfte des Staates und in die Geheimnisse der Höfe ein.

 

Nach so bestandener Probezeit tat sich ihm bei einer passenden Gelegenheit der Kreis der Ritterschaft auf, indem er den Ritterschlag erhielt, was in einfacher Form vor einer anhebenden Schlacht oder nach errungenem Sieg auf der Walstatt, in feierlicher Stimmung bei großen Hof- und Kirchenfesten vor sich ging.

 

Im letzteren Fall lag es beim Knappen selbst, ob er sich mittels andächtiger nächtlicher „Waffenwacht“ in einer Kirche oder Kapelle, oder mittels Beichte und Abendmahl gehörig vorbereitete.

  

 

War dies getan, so reichte ein Priester dem vor dem Altar knienden und mit einem weißen Gewand bekleideten Kandidaten das Ritterschwert. Hierauf hatte er in einer Versammlung von Rittern und Damen die Rittergelübde zu leisten, die darauf abzielten, die Kirche zu schützen, dem Lehnsherren treu, hold und gewärtig zu sein, keine ungerechte Fehde zu beginnen, Witwen und Waisen zu schirmen, die Frauen zu ehren.

 

Nach geleistetem Gelöbnis legte man ihm die Ritterrüstung, also Panzer, Halsberge, Arm- und Beinschienen, an, schnallte die goldenen Sporen an seine Fersen, legte das Wehrgehenk um seine Hüfte und so gekleidet empfing er kniend von der Hand eines Ritters den Ritterschlag, d. h. drei mit der flachen Klinge auf die Schulter gegebene Schläge.

 

Dem neu geschlagenen Ritter reichte man schließlich Helm, Schild und Lanze und führte ihm sein Ross vor, auf das er sich in voller Wehr und ohne den Steigbügel zu berühren schwingen musste, um es reiterkunstgemäß im Kreise zu tummeln.

 

Den ethischen Sinn des Ritterschlages hat Gottfried angegeben da, wo er in seiner schönen Schilderung von Tristans „Schwertleite“ den alten Marke zu seinem Neffen sagen lässt: